10 konkrete Tipps, um Mitarbeiter für die Gastronomie und Hotellerie zu finden

Um in der angespannten Personal-Situation der Gastronomie und Hotellerie Chancen zu haben, Mitarbeiter zu finden und zu binden, müssen wir den Ursachen der Personalmisere in’s Auge sehen und begegnen:

  • unattraktive Arbeitszeiten
  • hohe körperliche und psychische Belastung im Job
  • tradierte Führungsmethoden
  • Entlohnung

Die folgenden Hinweise folgen diesen Ursachen direkt oder indirekt:

1. Aktiv werden

Wenn Ihnen Mitarbeiter(innen) fehlen oder ihr Verlust droht, müssen Sie rechtzeitig aktiv werden. Und nicht nur Anzeigen schalten und umhören! Nutzen sie die Internet-Medien unserer Zeit, wie Jobportale, Ihre Webseite oder facebook. Letzteres sollten Sie als so genannte „fanpage“ für Ihr Restaurant oder Ihr Hotel schon wegen seiner Effekte für Ihr Marketing und die Gäste-Bindung betreiben!

Weitere alternative Wege der Suche nach Mitarbeitern werden weiter unten in diesem Artikel vorgeschlagen.

2. Attraktive Rahmenbedingungen

Gestalten Sie eine Entlohnung, die ggf. im Vergleich zu Mitbewerbern überdurchschnittlich, auf jeden Fall aber fair ist.

Es geht dabei um mehr als den Bruttolohn, denn in vielen Fällen können sozialversicherungs- und/oder lohnsteuerfreie Zulagen und Zuschläge gewährt werden, die Sie arbeitgeberseitig nicht oder nur gering belasten:

  • Sonn-, Feiertags- und Nachtzuschläge,
  • Fahrtkostenzuschüsse (15% pauschale Lohnsteuer), die bei der Werbungskostenpauschale im Lohnsteuerjahresausgleich des Arbeitnehmers abgezogen werden müssen,
  • Übernahme von Umzugskosten, wenn der Umzug beruflich veranlasst ist,
  • Geschenke wie Benzingutschein / Zeitungsabo / Monatskarte ÖPNV / Fitnessstudio für maximal € 44,00 pro Monat,
  • Urlaubs-/Erholungsbeihilfe von maximal € 156,00 pro Mitarbeiter und Jahr + € 104,00 für Verheiratete + 52,00 € für jedes Kind (25% Paschalsteuer + Soli durch den Arbeitgeber),
  • Überlassung eines Betriebshandys, -PC oder ähnlichen Geräten und Übernahme aller Kosten dafür,
  • Überlassung eines Firmenfahrzeuges bei Anwendung der 1-%-Regelung und Führung eines Fahrtenbuches,
  • Stellen und Reinigen von Dienstkleidung oder Zahlung von Wäschegeld,
  • Rabattierte Abgabe von Waren, Getränke oder Lebensmittel aus dem Bestand Ihres Restaurants, bis zu € 1.000,00 pro Jahr und Mitarbeiter,
  • Zuschuss für privaten Internetanschluss bis € 50,00 monatlich, mit 25% pauschale Lohnsteuer für den Arbeitnehmer, der nachweislich erklären muss, wie hoch seine tatsächlichen Internetkosten sind,
  • Fehlgeldentschädigung oder Mankogeld bis € 16,00/Monat für Mitarbeitern mit Kassendienst,
  • Kinderbetreuungs-Zuschuss zu tatsächlichen Kosten für noch nicht schulpflichtige Kinder in Kindergärten, bei Tagesmüttern, in Krippen und ähnlichen Einrichtungen.

Da diese Zulagen und Zuschläge vom Gesetzgeber immer wieder verändert werden, sollten Sie dazu unbedingt Ihren Steuerberater konsultieren. Wenden Sie sie an, ist alles gut zu dokumentieren!

Und bedenken Sie, diese Leistungen wirken indirekt als Erhöhung der Nettobezüge Ihre Mitarbeiter. Ihr Anteil als  Arbeitgeber ist für Sie ganz oder teilweise sozialversicherungs- und/oder lohnsteuerfrei, geht direkt in Ihre Betriebskosten und mindert so Ihre zu zahlende Einkommenssteuer.

Und denken Sie über Alternativen bei der Gestaltung der Arbeitszeiten nach, zum Beispiel

  • Teilzeitarbeit/Arbeitsplatzteilung/Jobsharing, für das es auch Portale im Internet gibt ( z.B. tandemploy.com/de/)
  • Ausschöpfung der gesetzlichen oder tariflichen Arbeitszeitrahmen und Führung entsprechender Arbeitszeit-Konten
  • Einsatz von “Freelancern” bei Arbeitsspitzen, Urlaub oder AU, siehe z. B. auch: stepstone.de/jobs/Freelancer.html

3. Perspektiven aufzeigen

Grundsätzlich sollten Sie mit Ihrem Team und den Mitarbeitern immer in Gespräch sein, sie über Ihre Ziele informieren, ihre Meinung und Vorschläge einholen und sie in die Umsetzung verantwortlich einbeziehen. Insbesondere bei Personalengpässen sollten Sie Ihr Team über die Situation und Ihre getroffenen Maßnahmen informieren. Damit verhindern Sie einerseits Demotivation und „Absatzgedanken“ und andererseits könnten Ihre Mitarbeiter bei Ihrer Suche helfen. Denn schließlich kennt jeder jemanden …

4. Kompromisse eingehen

Schauen Sie sich bei der Suche nach Mitarbeitern für Ihren Gastbetrieb auch unter denen um, die weder über eine Ausbildung noch Erfahrung in der Branche haben. Vorausgesetzt, das „Gastgeber-Gen“ und Motivation sind vorhanden, können Sie/Ihr Team diesen „unbeschriebenen Blättern“ für 90% der in Ihrem Betrieb üblichen „Jobs“ selbst fit machen. Okay, damit gehen Sie einen Kompromiss ein, aber diese Mitarbeiter sind dann echte Teile Ihres Unternehmens.

5. Suche in anderen Branchen

Schauen Sie über den sprichwörtlichen Tellerrand hinaus! Auch in anderen Branchen, zum Beispiel in Supermärkten, sind Menschen beschäftigt,

  • die am Abend und Wochenende arbeiten,
  • die vielfache unterschiedliche Tätigkeiten ausüben,
  • die mit ihren Kunden wie Sie mit Ihren Gästen umgehen und
  • dafür auch nicht gerade „fürstlich“ entlohnt werden.

6. Suche in anderen Regionen

Richten Sie Ihren suchenden Blick noch etwas weiter über den (geografischen) Tellerrand hinaus. Für qualifizierte Fachkräfte, aber nicht nur für die, sollten Sie eine Ansiedlung in Erwägung ziehen. Dafür werden Sie nicht umhin kommen, selbst Unterkunft zur Verfügung zu stellen oder die Wohnungssuche aktiv zu unterstützen. Aber oft ist dieser Aufwand besser, als eine langfristige schmerzhafte Lücke in Ihrem Team hinzunehmen.

7. Suche in anderen Ländern

Noch weiter außerhalb des „Tellerrandes“ sind Mitarbeiter, die Sie aus dem Ausland rekrutieren können. Da es nur in wenigen Ländern eine fundierte Ausbildung gibt und sie zwingend angesiedelt und in den meisten Fällen angelernt werden müssen, gelten hier die Hinweise aus 3. bis 5. entsprechend. Hilfe bei einer solchen Suche könnten Sie bei der DEHOGA oder IHK finden. Sprechen Sie auch einmal Ihre Kommunal-  oder Regionalverwaltung an. Vielleicht bieten bestehende Partnerschaften mit Gemeinden oder Regionen im europäischen Ausland auch Optionen für die Gewinnung von Arbeitskräften.

8. Direkte Ansprache

Scheuen Sie sich nicht, Mitarbeiter anderer Betriebe, gleich ob Gastgewerbe oder andere, die Ihnen positiv auffallen, direkt anzusprechen. Abwerben ist nicht unmoralisch. Bedenken Sie, dass ca. 50% aller Arbeitnehmer wechselwillig sind. Die Gründe dafür liegen nicht bei Ihnen, sondern bei den anderen Arbeitgebern.  Und – Lücken in Ihrem Team gehen in der Regel zu Lasten der verbleibenden Mitarbeiter. Bis die dann vielleicht deswegen gehen …

Es gibt Gastronomen und Hoteliers, die in Frage kommenden „Kandidaten“ eine Bewerbungsmappe zustecken, und sich damit als ihr neuer Arbeitgeber bewerben. Oder die entsprechenden Namen und Telefonnummer in Erfahrung bringen um dann anzurufen: „Wir haben hier über Sie gesprochen und finden, dass Sie mit Ihren Qualitäten prima in unser Team passen würden“ …

9. Reaktivierung ehemaliger Mitarbeiter

Haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen Mitarbeitern oder Auszubildenden? Wenn nein, dann helfen  www.xing.com und  www.facebook.com, zumindestens viele davon „aufzuspüren“.

Natürlich können Sie auch Angehörige, Kollegen und gemeinsame Bekannte nach den aktuellen Kontaktmöglichkeiten fragen. Und dann melden Sie sich bei diesen Ehemaligen und kommen nach einem freundlichen „small talk“ zur Sache. Denken Sie immer an die 50% Wechselwilliger – Sie haben gute Chancen Ihr Personalproblem zu lösen!

10. Gäste einbeziehen

Sprechen Sie ausgewählte, Ihnen besonders verbundene Stammgäste an, schildern ihnen Ihr Personalproblem und bitten Sie darum, sich umzuhören. Loben Sie für jeden konkreten Personal-Tipp  ein Essen und für den Fall der Einstellung einen sehr attraktiven Verzehrbonus/-gutschein aus.

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